Corinne Prunner, Beraterin Planung und Verkauf bei Hydroplant, zeigte im Innovation Pitch an der Swissbau 2024 in Basel, wie urbane Räume durch die vertikale Integration von Pflanzen neu gestaltet und begrenzte Flächen optimal genutzt werden können. Erfahren Sie mehr über ihre Faszination für das Thema und die Bedeutung von Fassadenbegrünungen in der heutigen Architektur und Stadtplanung.
Corinne Prunner, Sie sind seit einem Jahr als Beraterin Planung & Verkauf bei Hydroplant tätig. Was hat Sie hierher geführt?
Ursprünglich habe ich eine Lehre als Chemielaborantin absolviert, mich dann aber gegen ein Chemiestudium entschieden und stattdessen Umweltingenieurwesen an der ZHAW in Wädenswil studiert. Dieser Studiengang beschäftigt sich mit vielen verschiedenen Themen, die sich aber alle darum drehen, wie das Zusammenleben von Mensch und Natur aussieht und in Zukunft aussehen könnte. Ich habe mich für dieses Studium entschieden, weil es sich mit der Natur sowohl auf biologischer als auch auf sozialer Ebene beschäftigt.
Nach dem Studium absolvierte ich ein Praktikum in der Umweltbildung, wo ich Führungen und Projekttage mit Schulklassen in einem Naturschutzgebiet durchführte. Die Arbeit mit den Kindern hat mir sehr viel Spass gemacht. Ich habe gemerkt, dass für mich eine Mischung aus der Arbeit mit Menschen und der Arbeit am Computer ideal wäre. Also habe ich mich nach einem Job in der Beratung umgesehen und bin so bei Hydroplant gelandet.
Die Spezialisierung auf Pflanzen, insbesondere auf die Begrünung von Innen- und Aussenräumen. Was hat Sie daran gereizt und was fasziniert Sie heute noch besonders daran?
Gerade im urbanen Raum übernehmen Pflanzen sehr viele Aufgaben und es wird viel von ihnen verlangt. Sie sollen die Artenvielfalt fördern, ihre Umgebung kühlen, an den Standort angepasst sein, immer schön aussehen und nicht zu viel Pflege benötigen. All diese Anforderungen erfordern viel Wissen, um die richtigen Pflanzen für den Standort und die Anforderungen auszuwählen. Da lernt man nie aus.
Im Innenbereich spielen wiederum andere Themen eine grössere Rolle als im Aussenbereich. Herauszufinden, was eine Pflanze leisten soll und worauf Kundinnen und Kunden Wert legen, und dann das richtige Konzept zusammenzustellen, verbindet mein Pflanzenwissen und meine Faszination für Pflanzen mit dem Kreativen, aber auch mit dem Technischen.
Welches war Ihr aufregendstes Projekt bei Hydroplant?
Mein spannendstes Projekt ist immer noch in Arbeit. Es handelt sich um den Neubau eines grossen Bürogebäudes, bei dem wir viele verschiedene Arten der Innenraumbegrünung umsetzen dürfen. Zum einen haben wir einen fast vier Meter hohen Baum per Kran ins Gebäude gebracht, zum anderen wird demnächst eine über 20 Meter lange Wand in einem Treppenauge mit dem Verticalis-Topfsystem ausgestattet. Hinzu kommen kleinere Begrünungen in Töpfen. Die vielen unterschiedlichen Begrünungsarten und die Tatsache, dass wir von Anfang an mit einbezogen wurden, machen das Ganze sehr spannend.
Gab es besondere Herausforderungen?
Bei so grossen Projekten ist die Koordination mit allen Beteiligten die grösste Herausforderung. Da in diesem Fall Elektriker*innen, Sanitär*innen, Schreiner*innen, Lichtplaner*innen, die Bauleitung, die Bauherrschaft und noch viele mehr involviert sind, ist es eine grosse Herausforderung, alle Bereiche im Auge zu behalten, mit allen in Kontakt zu stehen und die richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt zu informieren. Dadurch habe ich aber auch viel über die Abläufe auf einer Baustelle gelernt.
Was würden Sie gerne einmal für ein Projekt planen und realisieren?
Ich würde gerne ein grosses Fassadenbegrünungsprojekt realisieren. Da viele Projekte, die wir planen, frühestens in 1-2 Jahren umgesetzt werden, gibt es nach der Planung oft lange Wartezeiten. Ich freue mich schon auf die Umsetzung eines dieser Projekte.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?
Neben der abwechslungsreichen Arbeit, die zwar manchmal gute Nerven braucht, mir aber auch viel Freude bereitet, schätze ich sehr die Freiheiten und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Die gute Stimmung im Team und im Unternehmen erleichtert mir die Arbeit sehr.
Pflanzen und Grünflächen werden vor dem Hintergrund des Klimawandels immer wichtiger. Erleben Fassadenbegrünungen mit ihren vielen positiven Eigenschaften gerade einen Boom?
Ich denke, der Nutzen von Pflanzen ist inzwischen vielen bekannt. Vor allem bei den Planer*innen werden Pflanzen, auch Fassadenbegrünungen, immer häufiger berücksichtigt. Das merken wir vor allem bei Anfragen, bei denen das Projekt erst in zwei bis drei Jahren umgesetzt wird, wir aber schon in die Planung mit einbezogen werden. Fassadenbegrünungen sind eine tolle Entwicklung für alle im urbanen Raum.
Macht sich der Gedanke an das Klima auch in Ihren Gesprächen mit Kund*innen bemerkbar? Wenn ja, wie?
Viele achten gerade bei der Fassadenbegrünung auf Biodiversität und darauf, dass keine invasiven Neophyten verwendet werden. Daran merke ich schon, dass sich die Menschen für das Thema interessieren. Auch erhalten wir Nachfragen, wenn sie etwas nicht wissen. Immer mehr Betriebe mit Nachhaltigkeitskonzepten wollen ihre alten Gefässe wiederverwenden oder achten auf nachhaltig produzierte Produkte z.B. aus recyceltem Kunststoff.
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit?
Bei Zimmerpflanzen spielt der ästhetische Aspekt eine grosse Rolle. Gerade mit unserem Dienstleistungsangebot versuchen wir, die Pflanzen so zu pflegen, dass sie möglichst lange schön und gesund bleiben. Wenn wir Kund*innen haben, die ihre vorhandenen Pflanzen behalten und umtopfen möchten, prüfe ich sehr gerne, welche Pflanzen wiederverwendet werden können. Sofern möglich achte ich also auf Nachhaltigkeit und suche gemeinsam mit den Kund*innen nach nachhaltigen Lösungen, wie zum Beispiel die Verwendung von Schweizer Produkten oder Recyclingmaterial.
Was motiviert Sie?
Da die Bedeutung und der Nutzen von Pflanzen zwar immer bekannter wird, aber noch lange nicht allen präsent ist, versuche ich mit meiner Arbeit, möglichst vielen Menschen die Pflanzenwelt etwas näher zu bringen. Ich hoffe, dass ich damit einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass unsere Städte weniger grau und mehr grün werden.
Haben Sie eine Lieblingspflanze?
In unserer Gärtnerei haben wir ein wunderschönes Exemplar eines Philodendron selloums und meine Wahl für eine Zimmerpflanze fällt auf diese Art oder ganz klassisch auf die Monstera deliciosa. Bei den Aussenpflanzen gibt es so viele tolle Pflanzen, da fällt die Entscheidung schwer… Ich finde die vielen Clematisarten sehr spannend und schön, aber auch Stauden wie den Eisenhut oder die verschiedenen Laucharten.