Der Bundesrat hat mit dem Aktionsplan Biodiversität den Schutz der heimischen Pflanzen- und Tierwelt in den Fokus gerückt. Welche Rolle spielt die Gebäudebegrünung dabei?
Im besten Fall bietet Gebäudebegrünung Lebensräume für die heimischen Pflanzen und Tierarten. Dafür müssen viele Faktoren stimmen. Richtige Pflanzen am richtigen Standort, verschiedene Strukturen, die Umgebung, die Arten, die hier vorkommen und so weiter. Eine unberührte Grünfläche ist natürlich immer die beste Lösung. Gebäudebegrünungen werden in erster Linie errichtet, um die Energiekosten zu senken, Schatten für die Gebäudenutzenden zu schaffen oder einen optischen Effekt zu erreichen. Und da fällt die Entscheidung oft auf immergrüne Pflanzen. Die sind hier aber selten heimisch und nützen der Biodiversität eingeschränkt. Biodiversität fordert einen ganzheitlichen Blick.
Welche Alternativen schlagen Sie vor?
Wenn wir bei der Auswahl der Pflanzen den Fokus auf die Lebewesen legen, die es in der Umgebung gibt und uns fragen, was sie benötigen, können wir gezielt neue Lebensräume schaffen. Wenn wir mehr für die Biodiversität machen, erhalten wir Wände, an denen sich Schmetterlinge, Vögel und Insekten wohlfühlen. Das ist auch für uns Menschen sehr schön anzuschauen. Und die Umwelt erhält Raum, sich zu entfalten. Aber wir müssen in Kauf nehmen, dass eine biodivers gestaltete Fassade im Winter nicht komplett grün ist. Wir tragen die Verantwortung, Menschen dafür zu sensibilisieren und ihnen Optionen aufzuzeigen.
Welche Projekte reizen Sie besonders?
Mich fasziniert die nachhaltige und holistische Pflanzenplanung und die damit verbundenen Herausforderungen. Schaut man sich ein Gebäude von aussen an wird schnell klar: Auf jeder Seite des Gebäudes herrscht ein anderes Mikroklima, denn jede Seite zeigt in eine andere Himmelsrichtung. So wirkt der Sonnenstand, je nach Tages- und Jahreszeit, anders auf das Gebäude. Dadurch gibt es entsprechend unterschiedliche, aber auch eingeschränkte Möglichkeiten diese Flächen zu begrünen. Eine spannende Challenge.