Seit bald 20 Jahren vertraut Hydroplant auf die handgefertigten Tongefässe der belgischen Manufaktur Atelier Vierkant. Das Familienunternehmen kreiert einzigartige Unikate, in dem sie das natürliche Material und architektonische Elemente miteinander verschmelzen. Dries Janssens führt Atelier Vierkant in zweiter Generation und spricht über nachhaltiges Raumdesign und die Zusammenarbeit mit Hydroplant.
Ton ist ein sehr traditionsreicher Werkstoff. Wie kombinieren Sie Tradition und Innovation bei Ihrem Schaffen?
Wir versuchen den antiken Wertstoff Ton immer wieder in ein neues Licht zu rücken und suchen nach neuen Formen und Gestaltungmöglichkeiten. Eine wichtige Rolle dabei spielt die enge Zusammenarbeit mit Personen aus Architektur und Design. Vor etwa sieben Jahren haben wir begonnen, mit Oberflächenfarben zu experimentieren, die das Aussehen des Tons noch interessanter machen. Dazu kombinieren wir moderne Silhouetten und verschiedene Farben mit Texturen des Tons, die so noch nicht zu finden sind.
Dries Janssens (links im Bild) leitet zusammen mit seinen Brüdern Ward und Bert Atelier Vierkant.
Hydroplant CEO Moritz Küderli lernte Atelier Vierkant vor über 18 Jahren an der Messe «Maison et Objet» in Paris kennen. Er war sofort begeistert von den schönen Formen der Gefässe und fasziniert von Material und Haptik. Man kam ins Gespräch. So begann eine langjährige gute Zusammenarbeit. Hydroplant war damals eins der ersten Unternehmen in der Schweiz, die Gefässe von Atelier Vierkant aus Belgien einsetzte. Im Innen- wie im Aussenbereich.
Atelier Vierkant ist bekannt für seine individuellen und einzigartigen Produkte. Wie stellen Sie sicher, dass jedes Stück auch in einer Serie seine Einzigartigkeit behält?
Es liegt in der DNA von Atelier Vierkant, dass jedes Produkt von Hand hergestellt wird. Bei uns arbeiten Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Jeder hat seine eigene Herangehensweise und Art, Objekte zu vollenden. So sehen sich die Gefässe zwar ähnlich, haben aber ihren eigenen einzigartigen Charakter.
Hat die Digitalisierung Ihr Handwerk verändert?
Wir führen Videotelefonate und lassen Kund*innen aus der ganzen Welt mit unseren Kunsthandwerkprofis interagieren. Dadurch schaffen wir ein nahbares und transparentes Setting. Die Technologie vereinfacht auch gewisse Prozesse: Wenn uns jemand am Morgen eine 3D-Form schickt, haben wir bereits am nächsten Tag einen Prototyp fertig. So können wir auch schneller auf die Bedürfnisse unserer Kund*innen reagieren.
Bilder: © Atelier Vierkant
Wie integrieren Sie das Prinzip der Nachhaltigkeit in Ihre Arbeitskultur?
Nachhaltigkeit hat für Atelier Vierkant schon immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. Wir sehen Nachhaltigkeit nicht als einzelnes losgelöstes Element, sondern umfassend und dadurch sowohl sozial als auch umwelttechnisch relevant. Wir nutzen natürliche Ressourcen, haben eine strikte Abfallpolitik und stellen in der Produktion auf eine nachhaltige Energieversorgung um. Wir brennen den Ton mit einem Elektroofen, der mit Solarenergie betrieben wird, und in unserer Werkstatt in Austin nutzen wir Windenergie als Treibstoff für den Ofen. Unser Ziel ist es, bis 2030 emissionsfrei zu sein.
Auch im Personalmanagement setzen wir auf Nachhaltigkeit, denn es ist sehr wichtig, dass unsere Mitarbeitenden zufrieden sind. Wir haben keine Nachtschichten und arbeiten in hellen Räumen. Alle sechs Wochen haben unsere Kunsthandwerkende eine Woche frei, um sich zu erholen.
Wie sieht für Sie nachhaltiges Raumdesign aus und welche Rolle spielt Atelier Vierkant dabei?
Für uns ist nachhaltiges Raumdesign ein wichtiger Aspekt. Menschen erwerben Wohnaccessoires, mit denen sie sich identifizieren können und zu denen sie eine Verbindung aufbauen können. Ton als Material ist sehr fühlbar und zugänglich. Für uns hat nachhaltiges Raumdesign eine Bedeutung wegen der Menschen, die zu dem zurückkehren, woran sie glauben und worauf sie vertrauen.
Der Gründer von Atelier Vierkant, Willy Janssens, sagt: «Mit unseren Töpfen bieten wir nur die Hälfte des Ergebnisses».
Was mein Vater damit meint, ist, dass wir nicht für uns in Anspruch nehmen, ein fertiges Produkt anzubieten. Denn oftmals sind wir bei unserer Arbeit auf das Fachwissen von Expert*innen aus Design, Landschaftsgestaltung und Architektur angewiesen. Sie müssen es in einen Raum integrieren und entscheiden, welche Proportionen, Farbe und Textur passen. Wir inspirieren uns gegenseitig. Indem wir uns heute von der Landschaftsgestaltung beeinflussen lassen, schaffen wir im engen Austausch mit Architektinnen und Architekten Formen, die sich in den Raum einfügen. Unsere Produkte sind am Ende keine beweglichen Möbelstücke, sondern werden zu einem architektonischen Element des Raumes.
Welche Rolle spielt die Gemeinschaft oder die Interaktion mit Ihren Kund*innen bei der Gestaltung und Entwicklung neuer Produkte?
Das ist eine gute Frage. Über die Jahre hinweg haben wir sehr enge Beziehungen zu unseren Kund*innen entwickelt. Sie sind unsere Freund*innen geworden, die uns ermutigen, immer weiter und weiter zu gehen. So wachsen wir stetig über uns selbst hinaus. Wir entdecken neue Herangehensweisen, weil wir stets das Beste daraus machen wollen. Design und Produktion gehören zusammen. Man muss die Erfahrung aus der Produktion haben, um diese in die Entwürfe einfliessen zu lassen und umgekehrt.
Ihre Produkte werden sowohl im Innen- als auch im Aussenbereich verwendet. Wie beeinflusst dies Ihre Designs?
Wir arbeiten mit Ton, der bei 1‘200 Grad gebrannt wird, dadurch kann er im Innen- als auch im Aussenbereich verwendet werden. Darüber hinaus hat der gebrannte Ton einen universellen Charakter, der für die Verwendung in allen Räumen angepasst ist. Dies ermöglicht es, eine Kontinuität im Raum zu schaffen. So kann man einen fliessenden Übergang vom Innen- zum Aussenbereich und umgekehrt – mit den gleichen Materialien, Farben und Texturen.
Atelier Vierkant hat zu herausragenden Projekten beigetragen. Erzählen Sie uns von wegweisenden Flaggschiffprojekten.
Vor etwa acht oder neun Jahren kontaktierte uns der spanische Architekt Jaime Romano für ein Projekt auf Ibiza. Für eine Villa auf einer Privatinsel im Norden Ibizas sollten wir eine Trennwand fertigen. Die Idee war, eine Wand aus 40 hohen Elementen zu errichten, die nicht nur funktional sein sollte, um die Zufahrt vom Eingang zu trennen, sondern auch um etwas zu schaffen, das das gesamte Design des Projekts aufwertet. Jaime war von Anfang an sehr klar in seiner Vorstellung. Es war ein sehr herausforderndes Projekt, weil wir neben dem ästhetischen Aspekt auch den technischen beachten mussten. Diese Art von Ingenieurarbeit war zu jener Zeit sehr herausfordernd. Unsere Kund*innen haben uns immer wieder dazu gedrängt – im positiven Sinne –, Einzigartiges zu schaffen. In letzter Zeit arbeiten wir auch häufig mit Kunstschaffenden an keramischen Skulpturen. Aktuell kooperieren wir mit Arne Quinze, der eine grosse Installation auf der Biennale in Venedig aufbaut, und wo wir einzigartige keramische Kunstwerke schaffen werden.
Wie verbindet Atelier Vierkant traditionelle Ästhetik und Innovation?
Eine gute Frage. Wir sind natürlich mit der Tradition der Keramikkunst in die Linie der alten Traditionen eingebunden. Ton ist etwas, das überall zu finden ist. Ich habe in Belgien Poesie und Literatur studiert. Schriftsteller und Dichter versuchen, die Vergangenheit neu zu interpretieren. Das gleiche gilt für Atelier Vierkant. Wichtig ist, dass wir die vollständige Geschichte der Keramik studieren und eine zeitgenössische Interpretation finden. Die letzte Kollektion an Amphoren ist ein gutes Beispiel dafür. Entstanden sind sie aus den alten Traditionen der persischen und mesopotamischen Keramikkunst, die wir neu interpretierten – mit moderner Ästhetik und modernen Farbveredelungen. Unsere grösste Aufgabe ist es, jeden Tag nach dem Neuen zu suchen.
Im Buch «The Vasologue» von Atelier Vierkant äussern sich Expert*innen für Pflanzen, Gärten und Design. Welche Trends oder neuen Einsichten zeigen sich?
Besonders nach der Pandemie merkten wir, wie sich Leute nach einem Rückzugsort sehnen. Ein Ort, an den sie sich binden können – und das ist nur möglich, wenn man einen Raum schafft, in dem sie sich wirklich zu Hause fühlen können. Die Gärten und Räume sind nicht mehr dazu da, den Besuch zu beeindrucken, was früher üblich war, sondern sie sind viel mehr zu einem persönlichen Refugium geworden. Ein anderer Punkt ist, dass Gärten keine Auswirkung auf das Klima und die Natur haben dürfen. So müssen in Kalifornien die Gärten wegen des Wasserverbrauchs von der Stadt genehmigt werden. Gärten benötigen ein angemessenes Pflanzschema, damit sie ökologisch nachhaltig sind. Und drittens sehen wir immer mehr vertikale Gärten.
Welche Vision haben Sie für die Zukunft von Atelier Vierkant?
Unsere Firma zeichnet sich durch einen gemeinsamen Familiensinn aus. In der Familie sind wir alle sehr unterschiedlich, doch wir teilen dieselben Werte. Das Hauptziel ist, dass wir weltweit für individuell anpassbare Vasen angefragt werden, sodass die Art des Tons, die Grösse, und Texturen frei wählbar sind. Letztendlich sind wir die Referenz für architektonische Projekte mit eingesetzten keramischen Elementen geworden.
Auf der anderen Seite wollen wir einen Weg finden, etwas zu schaffen, das erschwinglich und nicht so exklusiv ist, aber dennoch sehr einzigartig. Wir brauchen die künstlerischen Realisierungen, bei denen wir mit unserem vollständigen Team arbeiten, aber auch eine Reihe von Artikeln, die einzigartig und schön, aber preislich im besten Verhältnis sind.
Sie haben bereits mehrere Projekte zusammen mit Hydroplant realisiert. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit?
Wir arbeiten seit etwa 18 Jahre mit Hydroplant zusammen – es fühlt sich immer sehr wertschätzend an. Was uns mit Hydroplant verbindet ist, dass für Moritz Küderli, CEO von Hydroplant, und uns der Mensch im Mittelpunkt steht. Wir haben im Laufe der Jahre mit all den grossartigen Teammitgliedern von Hydroplant fantastische Projekte realisiert.
Wie sahen die Projekte konkret aus?
Immer wenn Hydroplant ins Spiel kommt, fühlen wir, dass sie alles tun, um das Produkt ins Rampenlicht zu stellen. Ich erinnere mich noch an die vielen Male, als ich durch die Gewächshäuser in Gossau ging und von den neuen Pflanzentypen, die ich dort sah, beeindruckt war. Hydroplant war bahnbrechend darin, Pflanzen und Gefässe in einen völlig neuen architektonischen Kontext einzufügen. Für mich ist Hydroplant weltweit führend in ihrem Fachbereich. Moritz Küderli hat das Erbe seines Vaters fortgeführt und dazu beigetragen, Begrünung als Teil des architektonischen Kontextes zu etablieren.
Ich berate Sie gerne und freue mich auf den Austausch über Ihre Ideen und Wünsche.