Sophie Schweizer ist Expertin in ihrem Gebiet und bei Hydroplant als Projektleiterin für vielfältige Aufgaben rund um Pflanzenkonzepte tätig. Auf einem Spaziergang spricht sie über Motivation und Abgrenzung, Fachliches und Persönliches – und darüber, wie sie ihr berufliches Umfeld in einem grösseren gesellschaftlichen Kontext denkt.
Sophie Schweizer, was fasziniert dich an der Arbeit mit Pflanzen im Kontext der Architektur?
Ich sehe Pflanzen als spannende Ergänzung zur Architektur – sie können sie betonen und gleichzeitig beleben. Pflanzen sind lebendig, sie verändern sich und bringen eine dynamische Komponente mit. Natürlich entwickeln auch Materialien wie Holz oder Metall mit der Zeit eine charakteristische Patina, doch Pflanzen wirken auf eine andere Weise lebendig. Ihre Anwesenheit spüren wir – bewusst oder unbewusst. Oder anders ausgedrückt: Innenbegrünung bereitet den Menschen Freude und es verbessert die Gesundheit nachweislich. Aussenbegrünung leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Temperatursenkung in der Stadt und fördert die Biodiversität.
Hatte das Thema von Anfang an eine solch grosse Bedeutung für dich?
Ich habe mich schon früh für Natur und Umwelt interessiert. Während meines Studiums im Umweltingenieurwesen an der ZHAW hat sich mein Fokus zunehmend in Richtung Gebäudebegrünung und Förderung der Biodiversität verlagert. Besonders während meiner Bachelorarbeit, in der ich das Potenzial der Gebäudehülle zur Förderung der Biodiversität untersucht habe.
Und welcher Weg führte dich von der Fachhochschule zu Hydroplant?
Während meines letzten Studienjahres bin ich auf die Stellenausschreibung von Hydroplant gestossen. So konnte ich bereits neben meiner Bachelorarbeit als Assistentin bei Hydroplant einsteigen. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mein Wissen in den Bereichen der Innen- wie auch Aussenbegrünung zu vertiefen und vom breiten Spektrum an Begrünungsarten, das Hydroplant abdeckt, zu profitieren.
Heute bist du als Projektleiterin bei Hydroplant. Wie sieht ein typischer Ablauf eines Projekts aus – von der ersten Idee bis zur Umsetzung?
Mir ist es wichtig, auf das Projekt sowie auf den Menschen einzugehen und eine kollaborative Zusammenarbeit durch offene Gespräche zu ermöglichen. Deshalb behandeln wir jedes Projekt individuell. Dennoch haben wir einen groben Ablauf, der uns Orientierung bietet: Zu Beginn tauschen wir uns mit unseren Kund*innen über ihre Vorstellungen und die Möglichkeiten aus. Der Besuch vor Ort ist wichtig, um schliesslich eine Offerte sowie das Pflanzenkonzept zu erstellen. Gemeinsam wird beides besprochen und entsprechend angepasst, falls gewünscht. Die Umsetzung oder Lieferung der Begrünung wird koordiniert und ganz am Schluss steht die Abnahme an.
Welche Herausforderungen begegnen dir in den verschiedenen Phasen?
Jedes Projekt ist eigen, weshalb jedes Projekt neue Voraussetzungen und Hürden, dafür aber auch Erfahrungen mit sich bringt. Deswegen ist es entscheidend, lösungsorientiert zu handeln und Änderungen als Teil des Prozesses anzusehen. Es ist wichtig, ein Gespür für die Kund*innen zu haben, sie dort abzuholen, wo sie sind, um zu erkennen, auf was sie Wert legen.
Dein Job bedeutet auch viel Koordination. Wie behältst du im Arbeitsalltag den Überblick?
Ich schreibe To-do-Listen, priorisiere innerhalb und halte in meinem Kalender die Abgabefristen fest, damit nichts untergeht. Und schliesslich: eins nach dem anderen. Natürlich ist auch mal Multitasking gefordert. Dann, wenn alles und alle auf einmal kommen. In diesen Situationen ist es wichtig, einen klaren Kopf zu bewahren. Kommunikation spielt hier eine zentrale Rolle – Abgrenzung auch.
Gibt es typische Herausforderungen in der Kommunikation mit der Baubranche?
Oftmals werden die Schnittstellen zwischen verschiedenen Gewerken oder Fachbereichen nicht gleich verstanden. Dies führt dazu, dass Aufgaben, die eigentlich nicht in unseren Verantwortungsbereich fallen, trotzdem an uns delegiert werden. Auch hier muss man sich klar abgrenzen können. Sobald die Grenzen verblassen und die Aufgaben nicht klar zugeteilt sind wird es herausfordernd.
Und wie erlebst du den Arbeitsalltag als Frau auf Baustellen?
Das Thema wird oft klischeehaft betrachtet, aber die Realität sieht leider noch immer so aus, dass ich mich auf Baustellen, auf denen vor allem Männer in leitenden Funktionen tätig sind, erst beweisen muss. Zu Beginn werde ich oft übersehen – Fragen richten sich an meine männlichen Kollegen, obwohl ich die fachlich zuständige Person bin. Ich darf mir in solchen Momenten keine Unsicherheit erlauben, denn sonst wird meine Kompetenz schnell in Frage gestellt. Erst wenn ich mein Wissen und meine Kompetenz sichtbar gemacht habe, bekomme ich den nötigen Raum. Das verlangt von mir nicht nur fachliche Sicherheit, sondern auch ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Dynamiken. Es kann sehr frustrierend sein, weil man spürt, dass man doppelt so hart arbeiten muss, um die gleiche Anerkennung zu bekommen wie ein Mann. Gleichzeitig passt man laufend sein Auftreten an – oft auch entgegen der eigenen Werte oder Persönlichkeit. Eigentlich sollte das Ziel sein, einen Austausch auf Augenhöhe zu führen. Doch um dahin zu kommen, muss erst anerkannt werden, dass die Baustelle kein geschlechtsneutraler Ort ist – und Frauen darin nach wie vor strukturell benachteiligt sind. Fehler oder Zögern kann ich mir kaum leisten, weil sie anders bewertet werden als bei meinen männlichen Kollegen. Das ist kräftezehrend – vor allem mit dem Wissen, dass dieser Aspekt für Männer schlicht wegfällt.
Wie hat sich die Rolle von Frauen in der Baubranche aus deiner Sicht verändert?
Um diese Frage wirklich fundiert zu beantworten, müsste ich noch mehr über die Erfahrungen von Frauen in früheren Generationen wissen. Was ich aber sehe: Die Herausforderungen, die ich erlebe, teilen auch viele andere Frauen – unabhängig vom Alter.
Hast du ein Beispiel?
Eine Bekannte von mir, sie ist 59 Jahre alt, hat als Bauherrin den Bau ihrer eigenen Ladenfläche koordiniert. Sie hat erlebt, wie ihre Anweisungen nicht befolgt wurden – bis ihr Partner dazukam und das Gleiche sagte. Erst dann wurde sie ernst genommen.
Solche Erfahrungen zeigen, wie tief gewisse Stereotypen noch verankert sind. Was müsste sich deiner Meinung nach verändern, damit echte Gleichstellung möglich wird?
Ich wünsche mir, dass kein Geschlechterunterschied mehr spürbar ist und dass Frauen sich nicht mehr erst behaupten müssen, um anerkannt zu werden. Dass sie nicht laut oder durchsetzungsstark im klassischen Sinn sein müssen, um gehört zu werden. Und dass sie sich treu bleiben können – ohne das Gefühl, männlich konnotierte Eigenschaften übernehmen zu müssen, um ernst genommen zu werden.
Von Menschen zu Pflanzen, von jetzt in die Zukunft: Welche Entwicklungen beobachtest du in puncto Trends in der Innenbegrünung?
Die Nachfrage steigt! Viele Menschen haben erkannt, dass Grün gut tut. Was jedoch oft unterschätzt wird, sind die Kosten. Hier wird’s wichtig, dass wir Alternativen aufzeigen, die dem Budget entsprechend.
Und wie sieht es mit den Trends im Aussenbereich aus?
Ein grosses Thema ist die Fassadenbegrünung. Oftmals besteht der Wunsch, ausschliesslich einheimische Pflanzen zu verwenden. Das ist zwar nachvollziehbar, aber in der Praxis nicht immer realistisch – vor allem bei hohen Fassaden. Neophyten werden oft abgelehnt, obwohl nicht-invasive Arten ökologisch durchaus sinnvoll sein können. Sie blühen zu anderen Zeiten als viele Einheimische und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Leider gerät genau dieser Aspekt immer stärker in den Hintergrund.
Welche Rolle spielen für dich Nachhaltigkeit und Innovation?
Eine sehr grosse – zumindest aus meiner Sicht. In der Realität hängt das stark von den Kund*innen ab. Manche sind offen für nachhaltige Lösungen und bereit, dafür auch mehr zu investieren. Bei anderen stehen ästhetische oder wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund.
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